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Heimat – What‘s next?

Heimat – What‘s next?

Täglich flattern uns wieder Bilder in unsere Wohnzimmer von Krieg und von Menschen, die für ihre Heimat kämpfen oder sie auch verlassen.

Ob wir wollen oder nicht, wir werden angetriggert vom Thema Heimat – Grund genug, uns diese innerpsychische Instanz näher anzuschauen.   

Heimat – Eine Annäherung

In seinem wunderbaren Buch „Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten“ stellt Neil MacGregor, der Direktor des Britischen Museums, 100 Objekte vor, mit denen er uns immer auch ein Stück Weltgeschichte erzählt. Es sind wunderschöne Geschichten, die uns an die Vergangenheit und unsere Vorfahren erinnern.

Ich bin noch nicht durch mit allen Objekten, aber was ich bisher betrachtet und im Kontext, in seinen zeitlichen und geographischen Bezügen und Interdependenzen, nachvollzogen habe, das lässt mich – als Mitglied der Homo sapiens – selbst besser verstehen. Oder sollte ich besser sagen, mich wieder erinnern?

Neil MacGregor erinnert uns daran, dass wir die meiste Zeit auf Reisen nur einen Gegenstand brauchten: Einen steinernen Faustkeil, etwa aus der Oldowan-Kultur – wie er in der Olduvai-Schlucht in Tansania gefunden wurde. 1,2 bis 1,4 Millionen Jahr alt, ein wunderschönes grau-grünes Exemplar, in Form einer Träne, „buchstäblich eine Spitzentechnologie“. (S. 45)

MacGegor meint, dass der Faustkeil so etwas wie zu unserem Ticket wurde für den Rest der Welt, denn dank dieser Fertigkeiten seien wir nicht mehr an unsere unmittelbare Umgebung gebunden gewesen.

Jetzt machen wir einen Millionen-Sprung und landen im Jahr 1774 oder 1775 n. Chr. bzw. – immer noch bei Mac Gregors Geschichte – genauer gesagt bei einer nordamerikanischen Hirschhautkarte. Einer auf Tierhaut gezeichneten Landkarte, aus dem Mittleren Westen der USA. Auf dieser Karte, die um 1774 von einem amerikanischen Ureinwohner angefertigt wurde, „treffen nicht nur zwei verschiedene Welten aufeinander, sondern zwei verschiedene Vorstellungen von der Welt.“ (S. 657)

Für die amerikanischen Ureinwohner war Land eine Geburtsstätte, kein Territorium, das man verkaufen konnte. So erzählt die Karte vom Leben in der Gemeinschaft anstatt von geographischen Gegebenheiten.

„Bei europäischen Karten des gleichen Gebiets verhält es sich genau umgekehrt: Hier sind die europäischen Siedlungen verzeichnet, die indianischen dagegen als nicht genutzte Flächen ausgewiesen.“ (S. 662) Und weiter:

„War den amerikanischen Ureinwohnern der Gedanke an privaten Landbesitz unbegreiflich, so konnten die Europäer die tiefe innere Beziehung der Indianer zu ihrem Land nicht verstehen, die Vorstellung, dass der Verlust der Erde gleichbedeutend sei mit dem Verlust des Himmels.“

MacGregor zitiert dann Professor David Edmunds, der uns erklärt, dass bei Stammesvölkern Menschen einem bestimmten Gebiet zugeordnet würden und dieses sei dann der Mittelpunkt der Welt und „folglich ist dieser Ort so tief in ihrer Seele verwurzelt.“ Da auch das religiöse Leben stark an den Ort gebunden sei bedeute dies, dass auch deren Kosmologie, die Kräfte in ihrem Universum mit dem Landstrich verknüpft seien, in dem sie leben würden.

Jetzt wollen wir uns noch – mit Neil McGregor – einem dritten Objekt annähern: Den  „Liebenden von Ain Sakhri“. Diese Skulptur wurde nahe Bethlehem gefunden und um 9000 v. Chr. angefertigt. Sie ist die älteste Darstellung eines Paares, das miteinander Sex hat. Sie hat die Eigenschaften eines Films, wenn man sie dreht, und man bekommt dann verschiedene Dinge zu sehen. Wir haben es mit einem ergreifenden Objekt zu tun, das von zwischenmenschlicher Beziehung und Nähe handelt, meint der britische Bildhauer Marc Quinn dazu. (S. 74) Dies ist in der Tat eine wunderbare Skulptur, in der es um Begehren ebenso geht wie um eine tiefe Zärtlichkeit und Liebe. Man kann den gemeinsam vibrierenden Rhythmus ihrer Herzen spüren und in der Tiefe die Harmonie mit der ganzen Schöpfung. Ihre Auflösung in reine Energie. Ja, Liebe ist wie der Tod. 

Im magischen Paradigma ist die Welt voller Magie und Geister und vielleicht wollten Künstler und Betrachter mit ihren Schamanen die Geister gut stimmen, um ihre sexuelle Kraft zu erhalten. Aus der tribalen impulsiven Perspektive gesehen würde sich der sexuelle Akt freilich anders deuten lassen: Ich will es, deshalb nehme ich mir es jetzt!

Auf alle Fälle wird im tribalen impulsiven Paradigma das Gefühl, getrennt von anderen und der Welt zu sein, dominant. Das macht natürlich Angst. Und in dieser innigen Umarmung, die die Skulptur darstellt, könnte – zumindest für eine kurze Zeit – sich dieses Getrenntsein auflösen zugunsten eines gemeinsamen Wirs.

Und wenn wir noch einmal ins Spiel bringen, dass der Urton des Universums Leben und Liebe ist, dann vereinen die Liebenden von Ain Sakhri beides: Im liebenden Akt ist das spätere Leben bereits verwirklicht. 

Und zu dieser Zeit begannen die Menschen sesshaft zu werden. Also Heimat zu empfinden.

Was ist Heimat?

Ich glaube Heimat ist „fraulich“ es heißt ja auch die Heimat und die Mutter Erde.

Fraulich im Sinne von nährend und schützend, Geborgenheit schenkend. Sie ist der Ort, wo unsere Wurzeln sind. Dort sind wird daheim. Heimat ist uns vertraut, dort fühlen wir uns sicher. Aber was passiert mit uns, wenn wir sie verlieren, unsere Heimat?

Und ist es nicht ein Zeichen unserer Entwicklung, wenn es uns hinaus treibt in die weite Welt? Was ist dann mit unserer Heimat?

Wir können nur im Vertrauen hinausziehen, wenn wir das, was wir mit Heimat verbinden, in uns selbst, in unserer Psyche als Instanz und innere Kraft und Stärke, aufgebaut haben.

Und manchmal müssen wir unsere Heimat verlassen, unfreiwillig. Durch Verluste, Trennungen oder Krisen oder Kriege. Das sehen wir auch aktuell.

Das ist ein äußerst schmerzhafter Prozess, weil mit Heimat auch ein Stück unsere Identität verbunden ist und somit verloren geht. Dann müssen wir umso mehr unsere Heimat in uns selbst finden. Das lindert zumindest etwas unseren Schmerz – wohin das Schicksal uns auch treiben sollte – wenn wir unser inneres Haus auf einem guten Fundament gebaut haben. Fundament meint hier, unser Vertrauen in uns und ins Leben gefunden zu haben, mit unserem Inneren und unserer Seele in Verbindung zu stehen, uns in unserem Körper zu spüren, uns mit uns selbst verbunden zu fühlen, mit unseren Gefühlen vertraut, mit lieben Menschen in innigem Kontakt. Und je mehr wir wir selbst bleiben dürfen, desto schneller fühlen wir uns an neuen Orten auch wieder vertraut. Wo unsere Seelen sich ganz zugehörig fühlen dürfen. Dort wo unsere Seelen sich beheimatet fühlen, dort sind wir gerne.

Vor vielen Jahren hatte ich einen Traum, in dem mir gezeigt wurde und ich darauf aufmerksam gemacht wurde, dass mein inneres Haus auf einem schiefen Fundament stehen würde. Ich sollte also meine Einstellungen, meine Weltbilder neu ordnen. Damit mich meine neu gefundene Identität würde wieder tragen können in die neuen, höheren Herausforderungen meines kommenden Lebensabschnittes hinein. Das ist schmerzlich, wenn das Alte nicht mehr greift und das Neue noch nicht da ist.     

Es kommt auch darauf an, dass wir unsere Lebensfelder so gestalten, dass sie uns beseelen. So können Sie sich fragen: Ist meine Familie ein Ort, wo ich mich beseelt fühle?

Vermittelt die Kindertagesstätte meinem Kind Seelenheimat?

Schaffe ich es mein Unternehmen zu einer beseelten Organisation zu machen, gerade jetzt in Zeiten der Digitalisierung und von New Work? Mit ihren Dimensionen: People (Netzwerke und Vertrauenskultur), Places (kreativitätsförderndes Umfeld) und Tools (Virtuelle Zusammenarbeit). In Zeiten der Virtuellen Reality und Augmented Reality.

Da, wo wir uns ganz, wie wir sind, zeigen dürfen, blüht unsere Seele auf. Wo wir nicht mit unseren Masken auftreten müssen. Wo wir Abschied von Statussymbolen nehmen können.    

 

Heimat in der Tiefe des Seins

Heimat hat noch eine tiefere Schicht in ihrer Bedeutung. Wenn wir ganz bei uns sind, dann spüren wir, dass unsere wahre Heimat wo anders ist. Nicht von dieser Welt. Das erspüren wir tief in uns, da in unserer Seele archetypische Strukturen und Dimensionen berührt werden.

So schreibt John Bradshaw in seinem Klassiker „Das Kind in uns“ in seinem Epilog: „Als  der gestrandete E.T. flüstert ‚Nach Hause, Elliott, nach Hause‘, haben überall auf der Welt Millionen von Menschen aller Altersgruppen Tränen vergossen. …weil wir immer noch Kinder sind, die man ausgesetzt hat.“

Und weiter schreibt er: „Ich glaube daran, dass wir alle aus der Tiefe des Seins kommen, und dass dieses Sein uns wieder zurückruft.“

Was können Sie also tun, damit Sie Ihre Lebensfelder so gestalten, dass Sie sich beseelt anfühlen? Wie beseelen Sie Ihre Arbeit und Ihre Partnerschaft? Den Studien-Campus?

Ihre Praxis? Ihr Team?

Es gehört zu unseren Erziehungsaufgaben unsere Kinder und Jugendlichen so zu begleiten, dass sie Heimat in sich selbst finden können. Dazu ist es aber erforderlich, dass wir zunächst selbst mit unserem Inneren im Kontakt sind.   

 

Heimat – What‘s next?

Und Heimat ist schließlich nicht nur etwas, das uns geschenkt wird. Es ist auch ein aktiver Prozess des Fühlens und Spürens oder in Fühlung-Gehens. Mit unseren Sinnen. Mit der klaren Luft und der nährenden Erde, der Faszination und Schönheit des Wassers, dem Sich-Berühren-Lassen von den Pflanzen und Tieren und mit unserer tiefen Einsicht in die Komplexität und Verbundenheit mit allen Lebensformen. (Vgl. dazu: F-T. Gottwald/A. Klepsch in: Tiefenökologie) Dieses Berührtwerden und Fühlen und die damit einhergehende Verbundenheit mit allem Leben, führt dann zu entsprechenden Handlungen: Allem Leben in Liebe und mit Fürsorge und Mitgefühl und Wertschätzung zu begegnen. Dann erkennen wir unseren wahren Platz im Kosmos, unsere Heimat im systemischen Gesamtgefüge.

Und so sehen wir, dass es durchaus eine verbindende Thematik gibt zwischen aktuellen Kriegen und Fragen der Tiefenökologie: Wie kommen wir vom Trennungs- zum Einheitsbewusstsein?

Heimat ist also auch eine Frage unserer spirituellen Wurzeln.

Ein spiritueller Coach, der selbst mit seiner inneren Quelle in Berührung, in Kontakt ist, kann uns helfen, wie wir wieder mit unserer inneren Quelle in Kontakt kommen und mit allen Wesen wieder in Beziehung zu kommen. (Vgl. Anselm Grün, in: Die spirituelle Dimension in Coaching und Beratung, S. 378)  

Das kostet auch Zeit, Engagement und Geld. Der Preis freilich ist selten zu hoch, bedenkt man, dass diese Quelle unerschöpflich ist.  

Und übrigens: Das 99. Objekt in McGregors o.g. Buch ist die Kreditkarte.      

Was könnte einst Objekt 110 sein, wenn es uns dann noch gibt?

Jetzt aber: Suchen Sie einen spirituellen Begleiter?

Kontaktieren Sie mich gerne unter:

Alois-futschik.com

Oder über kontakt@alois-futschik.com

 

Ich freue mich auf Sie.

Herzlich

Alois Futschik

 

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